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Jana Marquardt
Reporterin Wirtschaft
09. August 2024
Liebe Frau Dagmar,
ich hoffe, Sie haben einen schönen, durchwachsenen Olympia-Sommer. Meine Frau der Stunde ist ja US-Turnerin Simone Biles, die durch die Luft fliegt, als würden die Gesetze der Schwerkraft für sie nicht gelten. Und wenn ich mir die Läuferinnen und Läufer so ansehe, muss ich immer daran denken, wie Modifox-Gründer Devin Agca einen Marathon mit seinen selbstentworfenen Schuhen durchgehalten hat – ich denke, damit hat er ungefähr genauso viel Leidensfähigkeit bewiesen wie Hindernisläuferin Olivia Gürth, die sich in Paris leider zu früh gefreut hatte. Sie riss die Arme hoch, weil sie glaubte, Vierte geworden zu sein – und damit ins Finale einzuziehen. Doch genau in diesem Moment zogen noch zwei Gegnerinnen an ihr vorbei. Damit verpasste sie den Einzug ins Finale und wurde lediglich Sechste. Ein großes Ärgernis, das man erst einmal verkraften muss.
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Überhaupt gibt es zwischen Gründern und Sportlern so einige Parallelen – beide müssen nicht nur leidensfähig sein, sie brauchen auch viel Mut, ein exzellentes Durchhaltevermögen und Resilienz. Außerdem kann es nicht schaden, sich in manchen Situationen auch einmal selbst zu überschätzen, um sein Ziel zu erreichen.
Eine Studie des Early-Stage-Wagniskapitalfonds Antler zeigt jetzt: In Deutschland ist es wahrscheinlicher, Gold bei Olympia zu holen, als ein Einhorn zu gründen. Warum also nicht beides versuchen? Vielleicht hat Jakob Meggendorfer sich genau das gedacht: Der 28-Jährige Segler ist Olympionik in Paris 2024 – und nebenbei Gründer des Energie-Start-ups Zählerfreunde. Hier erfahren Sie mehr über seine Geschichte.
Außerdem schulde ich Ihnen noch einen Link zum Artikel über Devin Agcas Marathonlauf und seine Schwierigkeiten mit Modifox. Den Artikel von mir finden Sie hier.
1. Parfum-Proben selbst abfüllen
Ich könnte niemals in einer Parfümerie arbeiten, weil die unterschiedlichen Düfte auf die Dauer meine Nasenschleimhäute verätzen würden. So fühlt es sich zumindest an, wenn ich auch nur fünf Minuten in einem solchen Laden verbringe. Irgendwann kann ich die verschiedenen Gerüchte auch gar nicht mehr unterscheiden. Und dann die ganzen Papierstreifen, die man fürs Testen verschwendet.
Die Erfindung von Gründerin Daniela Mündler aus Düsseldorf könnte die Branche immerhin nachhaltiger machen. Sie hat einen sogenannten Samplistick aus Altplastik entwickelt, mit dem man seine Parfumproben ganz leicht selbst abfüllen kann – und nicht gleich zehn mitnimmt, die dann doch in einer Badezimmerecke verstauben und nie genutzt werden. Das Produkt ist so groß wie ein Lippenstift und lässt sich aufdrehen – die Namensähnlichkeit zum Lipstick also offensichtlich gewollt.
Jährlich könnten damit mehr als 120 Milliarden Pröbchen durch nachhaltige, recycelte Verpackungen ersetzt, Plastikmüll reduziert und viel Geld auf Unternehmensseite eingespart werden. Samplistick wurde sogar in das Förderprogramm „Green Start-up“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt aufgenommen, das derzeit weniger als zehn Prozent der Bewerbungen bewilligt. Mehr Informationen zum Samplistick finden Sie hier von meiner Kollegin Dagmar Haas-Pilwat.
2. Regenwürmer fürs Immunsystem
Haben Sie schon einmal einen Regenwurm gegessen? Ich kann das für mich kategorisch ausschließen, aber aus Erzählungen von Freunden weiß ich: So manch einer kann abendfüllende Geschichten darüber erzählen. Als Kind hatte man in der Hinsicht wohl auch weniger Hemmungen.
Schweinen und Hühnern kann es offenbar sogar helfen, Regenwürmer zu essen – es baut den Darm auf und verhilft zu einem guten Immunsystem. Das haben Studien gezeigt. Industrielle Tierhalter müssten bei regelmäßigem Regenwurm-Konsum nicht einmal mehr Antibiotika geben, die sowohl bei Menschen als auch bei Tieren zu Resistenzen führen können.
Das Start-up Corbiota aus Düsseldorf züchtet eben solche Regenwürmer für die industrielle Tierhaltung und beliefert damit nicht nur 40 Ställe in Deutschland, sondern sogar ganze 4000 in den USA. Dort gibt es offenbar einen riesigen Markt für die Geschäftsidee. Mehr können Sie hier von meinem Kollegen Tino Hermanns lesen.
3. Wenn das Leben dir Zitronen gibt ...
Aus Fehlern lernt man – oder man macht einfach das Beste draus. Das haben sich auch die Avonté-Gründerinnen Marlene Marx und Pia Egelkraut aus Köln gedacht, als die lachenden Gesichter auf ihrer Pyjama-Sommerkollektion plötzlich Kopf standen. Die Schnittteile für die Hemden waren bei ihrem Produzenten in Portugal falsch herum auf einen der Reststoffe gelegt und auch so zugeschnitten worden. „Es wäre einfach gewesen, die fehlerhaften Teile zu entsorgen und nur die dazu passende Shorts, die im richtigen Verlauf zugeschnitten wurde, zu produzieren“, schreibt Marx in einem LinkedIn-Post. Doch das taten sie nicht.
Die Gründerinnen, die Reststoffe aus der Modeindustrie retten und damit nachhaltige Nachtwäsche herstellen, entschieden sich dafür, den Fehler bei ihren Einzelhandelspartnern und auf ihrer Internetseite offen zu kommunizieren und die Hemden zu einem günstigeren Preis anzubieten.
Denn der Fehler hätte Egelkraut und Marx daran erinnert, warum sie Avonté gegründet haben: „Wir wollen es anders machen, Fehler offen ansprechen und daraus lernen“, schreibt Marx. Und schließlich lächelten die Gesichter nun die Trägerin oder den Träger an, wie ein Freund der beiden bemerkte. Alles hat seine positiven Seiten.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Jana Marquardt
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